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Kaum ein Unternehmer kommt ohne Lieferanten aus. Die Zusammenarbeit mit diesen Geschäftspartnern ist nicht immer einfach, in hochentwickelten Volkswirtschaften aber unvermeidlich und zudem oft ein zentraler Aspekt für den Unternehmenserfolg.

In diesem Beitrag erläutern wir deshalb, worauf bei der Lieferantenauswahl geachtet werden sollte und wie der beste Lieferant bestimmt wird.

Definition Lieferant

Für den Begriff Lieferant gibt es keine Legaldefinition. Der Term wird weder im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) noch im Handelsgesetzbuch (HGB) verwandt, sondern hat sich bisher ausschließlich in der wirtschaftswissenschaftlich geprägten Fachliteratur und der Praxis durchgesetzt.

In der Betriebswirtschaftslehre wird unter einem Lieferanten ein Unternehmer verstanden, der andere Unternehmer mit Produktionsfaktoren versorgt.

Ein Lieferant, im Englischen oft als „supplier“ bezeichnet, stellt einem Abnehmer also die Güter und Dienstleistungen zu Verfügung, die dieser für den eigenen ökonomischen Wertschöpfungsprozess benötigt und nicht selbst herstellt.

Welche Kriterien zeichnen einen guten Lieferanten aus?

Erfolgreiche Unternehmer brauchen gute Zulieferer, aber was macht einen guten Lieferanten aus? Folgende Punkte sind bei der Bewertung eines Vertragspartners, an den Teile der eigenen Wertschöpfungskette ausgelagert werden, wichtig.

  • Preis
    Je niedriger die Einstandspreise, desto höher der Gewinn. Ein guter Lieferant muss deshalb auch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bieten.
  • Qualität
    Qualitative Merkmale stellen darauf ab, ob der Lieferant Güter und Leistungen liefert, die die vertraglich vereinbarten Eigenschaften aufweisen oder die Erwartungen des Abnehmers bzw. der Endverbraucher sogar noch übertreffen.
  • Zuverlässigkeit
    Ein Lieferant ist zuverlässig, wenn er die vereinbarten Vertragsbedingungen erfüllt, insbesondere die vereinbarten Mengen in der vereinbarten Qualität innerhalb der vereinbarten Fristen liefert.
  • Zahlungskonditionen
    Die Zahlungsziele einschließlich Boni und Skonti, die mit einem Lieferanten ausgehandelt werden, beeinflussen den Cash-Flow, die Finanzierungskosten und die Rendite.
  • Compliance
    Beim Bezug bestimmter Leistungen, etwa bei der Zusammenarbeit mit Leiharbeitsfirmen, Bauunternehmern oder Entsorgungsbetrieben, ist es äußerst wichtig, dass der Dienstleister die geltenden Gesetze beachtet. Verstöße können hier auf den Auftraggeber durchschlagen und schlimmstenfalls nicht nur finanzielle Schäden, sondern auch Ordnungswidrigkeiten- oder gar Strafverfahren nach sich ziehen und die eigene Reputation beschädigen.

Was musst du beim Vergleich von Lieferanten beachten

Die oben erläuterten Kriterien helfen dir dabei Lieferanten zu vergleichen und den besten zu identifizieren.

Welche hierarchische Ordnung die einzelnen Merkmale dabei einnehmen, hängt von der Art der Geschäftstätigkeit und den bezogenen Gütern und Leistungen ab.

  • Ein Hersteller von hochwertigen Mobilfunkgeräten wird beim Bezug von Mikrochips zuvörderst auf die Qualität und die Zuverlässigkeit seiner Lieferanten achten, während bei der Auslieferung der Geräte der Preis des Logistikunternehmens im Mittelpunkt stehen dürfte.
  • Bei einer Großküche, die Altenheime und Krankenhäuser mit Fertigmahlzeiten versorgt, sieht es genau umgekehrt aus. Hier müssen die Logistikpartner sehr zuverlässig sein und dafür sorgen, dass das Essen warm und pünktlich auf den Tisch kommt. Hinsichtlich der Qualität des Essens haben die Kunden dagegen ohnehin keine allzu hohen Erwartungen. Bei der Auswahl der Geschäftspartner, die die Zutaten für die Mahlzeiten liefern, kann also, solange qualitative Mindeststandards gewahrt werden, der Preisaspekt im Vordergrund stehen.
  • Um den besten Lieferanten zu bestimmen musst du also für alle relevanten Güter und Dienstleistungen, die du extern einkaufst, die hierarchische Ordnung festlegen, in der die vier Bewertungskriterien zu einander stehen.
  • Wenn du die Lieferantenbewertung objektivieren willst, legst du am besten für jedes bezogene Produkt bzw. jede Produktgruppe eine prozentuale Gewichtung der Kriterien fest, z.B. 50 Prozent Qualität, 30 Prozent Zuverlässigkeit, 20 Prozent Preis.
  • Die übrigen Kriterien müssen bei der Lieferantenauswahl nicht immer eine Rolle spielen. In der derzeitigen Niedrigzinsphase sind Zahlungsziele weitgehend irrelevant, zumal dann, wenn ein Unternehmen ohnehin über genügend flüssige Mittel verfügt.

Was verbirgt sich hinter der Sechs-R-Regel?

Die Sechs-R-Regel geht auf den deutschen Wissenschaftler Reinhardt Jünemann zurück, der als Begründer der industriellen Logistik gilt.

Die Regel beschreibt die Ziele der Logistik sehr prägnant wie folgt:

  • das richtige Produkt
  • zur richtigen Zeit
  • am richtigen Ort
  • in der richtigen Menge
  • in der richtigen Qualität und
  • zu den richtigen Kosten

Mittlerweile existieren bereits Abwandlungen, die die Formel verkürzen oder ausweiten. Die Sieben-R-Regel ergänzt den Katalog zum Beispiel noch um das Ziel „beim richtigen Kunden“.

Die Regel kann als Hilfe bei der Lieferantenauswahl und als Leitfaden im Rahmen des Lieferantenmanagements dienen.

Was ist das Lieferantenmanagement und wann wird es wichtig?

Ein Unternehmen verfügt dann über ein Lieferantenmanagement, wenn es seine Zulieferer systematisch auswählt, bewertet und steuert.

In vielen Branchen folgen Unternehmen dem Trend, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und vor- und nachgelagerte Prozesse im Rahmen der Wertschöpfungskette auszulagern.

Solche Maßnahmen steigern die Rentabilität, sie machen ein Unternehmen außerdem schlanker und flexibler, es kann so auf veränderte Marktbedingungen schneller reagieren.

Gleichzeitig steigt bei dieser Unternehmensstrategie aber auch die Abhängigkeit von den Geschäftspartnern, die die ausgelagerten Tätigkeiten übernehmen. Für solche Unternehmen ist ein adäquates Lieferantenmanagement überlebenswichtig.

Profitabel ist die gezielte Steuerung der Zulieferer aber auch für Unternehmen, die die Wertschöpfungsprozesse noch weitgehend selbst dominieren, da zumindest im produzierenden Bereich kaum ein Unternehmen auf den Fremdbezug von Roh- Hilfs und Betriebsstoffen verzichten kann.

Welche Bereiche umfasst das Lieferantenmanagement

Das Lieferantenmanagement umfasst drei wichtige Bereiche:

  • die Entscheidung darüber, welche Prozesse ausgelagert werden
  • die Auswahl und
  • die Weiterentwicklung der Performance der Lieferanten

Der erste Schritt bei der Entwicklung eines professionellen Lieferantenmanagements besteht in der Entscheidung darüber, welche Geschäftsprozesse ausgelagert werden sollen und welche weiterhin im Unternehmen verbleiben. Wie oben schon erläutert besteht hier oft ein Zielkonflikt zwischen Rentabilität und Unabhängigkeit.

Als nächstes erfolgt die Auswahl der am besten geeigneten Lieferanten. Hier dienen die oben dargestellten Qualitätskriterien und die Sech-R-Regel als Orientierungshilfe.

Nicht immer findet sich der perfekte Dienstleister. Zumindest Unternehmen, die über eine gewisse Marktmacht verfügen, haben aber die Möglichkeit, ihre Lieferanten zu beeinflussen und gemeinsam mit ihren Vertragspartnern an einer beständigen Verbesserung der Performance zu arbeiten.

Wann werden Ersatzlieferanten wichtig?

Zu einem guten Lieferantenmanagement gehört auch die Identifikation von besonders kritischen Bereichen, die es erforderlich machen, mit mehr als einem Lieferanten zusammenzuarbeiten.

Ein Ersatzlieferant sollte immer dann zur Verfügung stehen, wenn

  • Preissteigerungen die eigne Rentabilität stark beeinträchtigen
  • ein Lieferausfall zum Stillstand der Produktion führen würde
  • der Sitzstaat des Hauptlieferanten politisch unsicher ist und deshalb mit Embargos oder Lieferausfällen aufgrund von Unruhen gerechnet werden muss
  • Ersatzlieferanten nicht kurzfristig gefunden werden können, weil die bezogenen Produkte/Leistungen sehr speziell sind oder auf dem Markt ein Nachfrageüberhang besteht
  • wichtige Handelswaren nicht notfalls über den Großhandel bezogen werden können

Fazit

Kaum ein Unternehmen ist in der Lage, den gesamten Wertschöpfungsprozess alleine abzudecken und selbst wenn diese Option besteht, ist sie meist nicht effizient.

Jeder Unternehmer, der auf den Fremdbezug von Gütern und Dienstleistungen angewiesen ist, profitiert deshalb von einem Lieferantenmanagement, zumal dann, wenn dieses richtig justiert und auf die Art und die Komplexität seiner Geschäftstätigkeit zugeschnitten ist.

Unser Tipp:

Mit Hilfe einer Bürosoftware kannst du deine Lieferanten anlegen, sie kategorisieren und ihnen die jeweilige Eingangsrechnung zuordnen. So hast du immer einen guten Überblick über deine Lieferanten.